Die Welt ist Klang! Ein beliebter Ausspruch unter östlichen Mystikern und deren Anhängern. Ein Glaubenssatz oder eine echte Erfahrung? Für den vorwiegend materiell orientierten Menschen scheiden sich hier die Geister: Scheint die Welt sich nicht immer mehr zu einem Ort der Angst und des Schreckens zu entwickeln? Und haben unsere Vorfahren das nicht ebenso empfunden?
Mystische Erfahrungen hatten nie den Anspruch, weltliche Realitäten zu ersetzen- in einer unbeschreiblichen Coexistenz existiert immer beides nebeneinander.
Daher ist es vielleicht kein Zufall, dass die schmuckloseste Kapelle in Paderborn zugleich über ein hohes Schwingungspotential verfügt. Die Bartholomäuskapelle ist auf den ersten Blick weder äußerlich noch innerlich ein touristisches Highlight.
Der eilige Besucher mag schnell vorbeigehen oder mit einem Blick durch die schmiedeeiserne Tür alles gesehen haben. Eine Enttäuschung? Direkt neben dem beeindruckenden Dom von Paderborn scheint die kleine Bruchsteinkirche vollkommen bedeutungslos zu sein. Das angrenzende Museum und das in der Nähe befindliche Toilettenhäuschen bestätigen diesen weltlich profanen Eindruck. In der kalten Jahreszeit wird die hallenartige Kapelle als Unterkunft für Obdachlose zur Verfügung gestellt.
Fachleute nehmen jedoch an, die Kapelle habe in der Vergangenheit die Kunstforschung mehr in Aufregung versetzt als der Dom. Sie ist die erste Hallenkirche Deutschlands. Über ihre Funktion gibt es allerdings keine eindeutigen Hinweise. Bauleute sollen süditaliensiche Handwerker gewesen sein, die vermutlich von Bischof Meinwerk (1009-1036) auf einer Romreise zum Bau der Kapelle angworben wurden. Über ihr Wirken in Paderborn existieren ebenfalls keine Aufzeichnungen oder andere bauliche Vermächtnisse. Zeitgleiche Errichtungen stammen ausschließlich von einheimischen Bauleuten. Das alles ist rätselhaft genug, um der Kapellel Beachtung zu schenken und die eigene Wahrnehmung in den Mittelpunkt zu stellen.
Wer sich Zeit nimmt, erlebt einen sprudelnden Quell aus Kraft, der heilend und energetisierend auf das menschliche Energiefeld wirkt. Das Profane und das Heilige finden hier einen idealen Gleichklang. Vermutlich ist es kein Zufall, dass die Bartholomäuskapelle über eine außergewöhnliche Akustik verfügt. Wer es kann oder nicht- in dieser Kapelle lohnt sich das Singen und Tönen. Es ist ein überwältigendes Erlebnis.
Die Kirche ist meistens für Besucher geöffnet. Es lohnt sich jedoch, konkrete Öffnungszeiten vorab zu erfragen.