„Nigra sum sed formosa.“- „Schwarz bin ich, doch lieblich.“
Die Schwarze Madonna in der Kupfergasse wird in Köln seit 1675 öffentlich verehrt. Es wird vermutet, dass sie aus Holland von vertriebenen Ordensschwestern mitgebracht worden sei. Die Frage, warum die Mutter Gottes schwarz (bzw. dunkelbraun) ist, beschäftigt die Besucher jedoch wesentlich häufiger und nachhaltiger als deren Ursprung und Herkunft.
Die Schwarze Madonna in der Kupfergasse ist dabei nicht die einzige ihrer Art. Die bekanntesten Schwarzen Madonnen Europas sind die Gnadenbilder von Loreto, Montserrat, Tschenstochau, Einsiedeln und Altöttingen. Eine Studie weist insgesamt 270 Schwarze Madonnen in Europa nach.
Die dunkle Farbe der Gnadenbilder soll aus der natürlichen dunklen Holzfarbe resultieren, die später durch chemische Veränderungen sowie Kerzenrauch weiter nachgedunkelt sei. Anders sei dies lediglich bei der Schwarzen Madonna in Altöttingen, die ursprünglich nicht zu den Schwarzen Madonnen zählte, sondern ausschließlich durch Rauch und chemische Veränderungen gedunkelt sein soll.
Wer immer sich in Not befindet, erhofft sich meist ein sog. „Licht am Ende des Tunnels“ oder zumindest einen „Geistesblitz“ als Lösung für bestehende Probleme. Die üblichen Madonnendarstellungen sind daher hell, oft strahlend dargestellt. Bei einer ersten Betrachtung ist eine lichte Madonna weitaus tröstlicher als eine in dunkler Gestalt.
Die Schwarze Madonna enthüllt erst bei einer tieferen Betrachtung ihren wahren Kern und Sinn. Denn letzlich sind alle uns bekannten Lichtquellen von begrenzter Lebensdauer. Dies gilt für jede Kerze bis hin zur Sonne. Unabhängig davon, wie zuverlässig uns eine Lichtquelle erscheint- keine von ihnen währt ewig.
Der Großteil des Universums besteht aus Dunkelheit. Die Nacht und die Dunkelheit als solche gilt in der griechischen Mythologie als die weibliche Urmutter, die unmittelbar aus dem uranfänglichen Chaos hervorgegangen ist. Das Dunkle und die Nacht gelten als die Eltern des hellen Tages. Auch die Wissenschaft erkennt heute an, dass der Großteil des uns bekannten Universums dunkel ist und neue Materie aus uns unbekannten schwarzen Löchern hervorgeht.
Sich dem Unbekannten, dem vermeintlich Chaotischen hinzugeben, fällt schwer. Hilfesuchende Menschen verlangen sehnsüchtig nach Orientierung und Hoffnung in oft ausweglos erscheinenden Situationen. Doch verzweifeltes Suchen führt leicht zu vorschnellen Annahmen und daraus resultierenden Fehlentscheidungen. Sich in den dunkelsten Stunden bewusst der Schwarzen Madonna anzuvertrauen erfordert Mut und Hingabe. Nur in tiefer Verzweiflung und Ratlosigkeit geben wir unsere vermeintliche Kontrolle über unser Leben auf und laden größere Mächte ein, unser Schicksal zu leiten.
Die Schwarze Madonna fordert unser blindes Vertrauen in ihre unsichtbaren ordnenden Kräfte und zugleich unsere Geduld, dass sie dem anfänglichen Chaos neue Lebenszeichen entlockt.
Aus diesem Grund ist die Schwarze Madonna ein konfessionsübergreifender Besuchermagnet: Chaos, Not und Leid sind menschliche Erfahrungen, die uns verbinden- dies ganz unabhängig von einer konkreten Religionszugehörigkeit
Gebet zur Schwarzen Madonna
Breite weit aus den Mantel Deines mächtigen Schutzes, und decke damit, Du Gnadenvolle, alle, die hier zu Dir ihre Zuflucht nehmen. Sei Du den Betrübten Trost, den Kranken Heil, den Sündern Zuflucht, und Hilfe allen Christen.“
Öffnungszeiten: Täglich von 7.30- 19.30 Uhr. Die Kirche ist lediglich zu den Gottesdiensten geöffnet.
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